Der frühe Vogel fährt Segway

Zooführung einmal anders

Aufsteigen und losdüsen

von Julian am 25.08.2016

Ich bin nun wahrlich kein Frühaufsteher! Wenn andere Menschen morgens um 6 Uhr ohne Weiteres aus den Federn hüpfen, drehe ich mich lieber noch einmal um. Und nun das: Der Zoologische Stadtgarten Karlsruhe (yeah!) bietet eine SEGWAY-Tour (Doppel-yeah!) morgens um 6:30 Uhr an – ohje! Doch erste Erfahrungsberichte von Leuten aus meinem Bekanntenkreis ließen mich aufhorchen: „meditative Fortbewegungsweise“, „frühmorgendliche Zoostimmung“ und „Sonnenaufgang über dem Pinguingehege“. Also gut: Dafür entschieden, gebucht und um 5:30 Uhr aufgestanden. Die Wettervorhersage in diesen Tagen war vielversprechend gewesen. Das war mir auch wichtig – wenn ich schon früh aufstehen muss, dann möchte ich auch mit einem Sonnenaufgang belohnt werden!

Aus den Federn, fertig, los!

So früh morgens in Karlsruhe unterwegs zu sein, ist schon interessant: Die Straßen sind noch nicht richtig belebt – die ersten Autos und Fahrradfahrer bewegen sich durch das noch junge Tageslicht, welches ich als Langschläfer eher selten erblicke. Karlsruhe beim Aufwachen zu beobachten hat etwas… nun gut, weiter geht’s zum Zoo!

Am Treffpunkt vor dem Nord-Eingang angekommen, standen die Segways schon bereit. Das nette Team von CitySeg nahm sich viel Zeit, um unserer Gruppe die Segways zu erklären. Segways fand ich schon immer spannend. Nur ist es noch nie zu einer Gelegenheit gekommen. Bislang sah ich nur ein paar Segways vor dem Karlsruher Schloss herumkurven, die zu der Stadtführung gehörten. Es sieht so entspannt aus, wenn Menschen damit umherfahren. Gleichzeitig können die Dinger sehr flink sein!

Segways am nördlichen Zooeingang

Jeder Teilnehmer sucht sich ein freies Segway

„Und nun langsam nach vorne lehnen…“

Nun kann ich es endlich selbst testen! Bevor es auf das Zoogelände ging, hieß es: Übungsfahrt auf dem Festplatz. CitySeg legt großen Wert darauf, dass die Tourteilnehmer ihre Segways gut beherrschen, bevor es mit den Führungen losgeht. Beschleunigen, abbremsen, links abbiegen, rechts abbiegen, wenden auf der Stelle – die ersten „Schritte“ mit den Segways sind schon etwas gewöhnungsbedürftig. Doch schon nach ein paar Minuten hatte ich den Dreh einigermaßen raus: Gewichtverlagerung ist ausschlag-gebend für die Steuerung des Segway. Der Lenker ist mehr zum Festhalten da, als zum Abbiegen.

Nachdem sich die Gruppe sicher auf den Segways bewegt, treffen wir Robert, unseren Zoo-Guide. Robert ist Kanadier und hat einen breiten, englischen Akzent. Mit seinen kleinen Witzen zwischendurch kommt er mir sofort sympathisch vor. Er ist ebenfalls per Segway unterwegs und nimmt uns mit auf eine Zooführung kreuz und quer durch die Flora und Fauna des zoologischen Stadtgartens.

Jeder bekommt eine kleine Einführung, wie man richtig auf ein Segway steigt

Unser Zoo-Guide Robert

Sicherheit geht vor

Bei dem Ganzen geht die Sicherheit vor. Nicht nur für uns Menschen, sondern auch für die Zootiere. Wir Teilnehmer tragen stets Schutzhelm auf dem Kopf und dürfen mit den Segways nicht zu schnell unterwegs sein. Denn es ist schon ziemlich einladend, die Segways mal richtig auf Touren zu bringen. Aber das Team von CitySeg fährt mit und achtet darauf, dass wir nicht anfangen, kleine Wettrennen zu fahren. Und das ist auch gut so.

Robert gibt uns eine kurze Einführung in den Zoo, während die Sonne den Stadtgarten in ein sanftes Licht taucht.

Denn vor allem geht es um das Wohl der Zootiere – im Gehege, sowie freilaufend. So gibt es Tiere, die noch sehr sensibel auf frühmorgentliche Segway-Besucher reagieren. Da heißt es ganz klar: Abstandhalten zu dem Gehege! Dies war zum Beispiel bei den Affen der Fall, die wir bei dieser Zootour nicht besuchen konnten.

Und die freilaufenden Tiere sind logischerweise auch ein Thema, denn niemand möchte eine Gans oder einen Pfau überfahren! Auf der einen Seite sind diese Tiere die Nähe von Besuchern gewohnt. Auf der anderen Seite können sie mit diesen seltsamen Flitzern noch nicht viel anfangen. Doch die Gruppe bewegt sich sehr umsichtig auf den Wegen und hält sofort an, sobald Vögel den Weg überqueren wollen.

Ein Gruppe von Gänsen überquert den Weg. Wir halten sofort an und lassen die Tiere vorüberziehen.

Die publikumsgewohnten Gänse wundern sich über die neuartigen Menschen auf zwei Rädern.

Morgendlicher Zoofrieden

Es ist schon etwas Besonderes, so früh morgens im Zoo sein zu dürfen. Die Wege sind menschenleer, wir haben freie Fahrt. Eine friedliche Ruhe liegt über dem gesamten Zoogelände. Unsere lautlosen Segways gleiten durch diese Ruhe hindurch, ohne die Langschläfer unter den Zoobewohnern zu wecken.

Die ersten Sonnenstrahlen erhellen das Grün der Gartenanlage und man kann die Frühaufsteher unter den Tieren beobachten. Frühmorgens den noch etwas schläfrigen Tieren zuzusehen, ist ein ganz neues Erlebnis für mich. Ich erinnere mich gerne an den Leoparden, der hoch oben auf einem Ast die Nacht verbracht hatte. Er schaute auf uns herunter und dachte wahrscheinlich: „Ach herrje, zum Glück muss ich nicht so früh raus, wie die Menschen da unten!“

Oder auch die Gruppe der Magellanpinguine, die teilweise noch in ihren Höhlen schliefen. Nur ein paar wenige Vertreter ihrer Gruppe standen am Beckenrand und sahen verdutzt drein, als sie uns Menschen sahen. „Was ist das wohl für eine neue Menschenart, die Schritte machen kann, ohne zu ruckeln – sehr merkwürdig!“ dachte der eine Pinguin wohl.

„Warum ruckeln die denn nicht??“

Emus spielen Fangen

Bei den Emus war schon mehr los. Sie spielten gerade Fangen, während wir einen Halt machten und Robert uns die Merkmale der zweitgrößten Vögel der Erde erläuterte (größte Vogelart ist der afrikanische Strauß).

Die Elefanten waren noch nicht draußen auf ihrer Anlage, sondern im Elefantenhaus. Dank der großen Glasfassade, konnten wir aber beobachten, wie sie auf ihr Frühstück warteten. Wenig später kam der Tierpfleger mit einem „kleinen“ Frühstücksbuffet, dessen Umfang uns nicht schlecht hat staunen lassen.

Gruppe vor der Glasfassade des Elefantenhauses

"Kleines" Frühstücksbuffet für die Elefanten

Mit diesen und weiteren frühmorgentlichen Eindrücken ging die Segway-Tour zu Ende. Robert, unser Zoo-Guide führte uns zurück zum Festplatz, wo die Segways wieder geparkt wurden. Für mich ging es nahtlos weiter zu meiner Arbeitsstelle – es ist ja unter der Woche. Im Büro musste ich dann darauf achten, die Kollegen nicht zu sehr mit meinen Erlebnissen im Zoo von der Arbeit abzuhalten. Mein Start in den Tag hatte durch diese ungewöhnliche Zoo-Tour einen wunderbaren „Segway-Schwung“ erhalten.

Sonnenaufgang über dem Eisbärengehege: Eine schöne Erinnerung, die bleiben wird.