Kulinarischer Rundgang durch Karlsruhe

Guten Appetit!

von Chiara Freivogel

Savoir-vivre - In Karlsruhe werden Genuss und Lebensart ganz großgeschrieben und kaum erwacht die Stadt aus dem Winterschlaf, ist das auch nicht mehr zu übersehen: Auf den Wochenmärkten herrscht schon früh am Morgen reges Treiben, Café-Besitzer holen ihre Außenbestuhlung heraus und vor dem Schloss treffen sich Familien und junge Menschen zum Picknicken in der Sonne. Mit zahlreichen Restaurants, gemütlichen Straßencafés und ausgefallenen Szene-Bars wartet Karlsruhe auch kulinarisch hoch auf!

Der kulinarische Stadtrundgang der KTG

In Karlsruhe kenne ich mich eigentlich gut aus… 304 Jahre jung, gegründet von Markgraf Karl-Wilhelm und Lebensmittelpunkt von inzwischen über 310.000 Einwohnern, die hier arbeiten und studieren, leben und genießen. Trotzdem bin ich mir sicher: Karlsruhe hält noch viele Geheimtipps und kulinarische Besonderheiten bereit, die auch ich noch nicht kenne. Wie es wohl wäre, die eigene Stadt mit all ihren Spezialitäten und ihrer Einmaligkeit einmal auf ganz neue Weise zu erleben? Eine Städtetour durch die (Wahl-)Heimat Karlsruhe wäre da doch genau das Richtige!

Der kulinarische Stadtrundgang der KTG Karlsruhe Tourismus GmbH lädt genau dazu ein. In Begleitung eines Stadtführers kann man sich auf kulinarische Rundreise durch Karlsruhe begeben und die Fächerstadt mit allen Sinnen erleben. Auf dem Rundgang warten drei unterschiedliche Partnerrestaurants mit köstlichen Speisen und auf dem Weg von einer Location zur nächsten berichtet ein Guide während eines zweiteiligen Stadtrundgangs (jeweils ca. 45 Minuten) wissenswerte Facts über die knapp 300-jährige Karlsruher Geschichte. Na, das schaue ich mir doch einmal an.

Los geht´s!

Donnerstag, 17 Uhr. Während ich an normalen Donnerstagen um diese Uhrzeit den wohlverdienten Feierabend einläute und in Gedanken schon längst bei den Topmodel-Allüren des Abends bin, zieht es mich heute in die Sophienstraße. Gemeinsam mit den anderen Teilnehmern wollen wir heute nämlich losziehen und die Karlsruher Gastronomieszene unter die Lupe nehmen. Ich bin gespannt…

Unser Kulinarischer Stadtrundgang startet in der Heiligen Sophie, die extra für uns ein bisschen früher öffnet als normalerweise. Bei einem erfrischenden Aperitif (Es gibt Hugo und für die Experimentierfreudigen unter uns Prosecco mit Veilchen-Sirup!) startet der Abend sehr gemütlich; man lernt sich kennen und findet Gesprächsthemen! Kaum sind alle eingetrudelt, starten wir mit der Vorspeise – oder versuchen es zumindest. Denn eigentlich dauert es noch eine ganze Weile, bis wir tatsächlich anfangen zu essen: Der badische Vorspeisenteller sieht einfach zu lecker aus, um ihn unfotografiert zu lassen.

Toller Start in einen tollen Abend

Heilige Sophie in der Sophienstraße

Innenansicht der Heiligen Sophie

Badischer Vorspeisenteller

Tatsächlich geben die Tapas aber nicht nur ein super Fotomotiv ab; sie sind im Übrigen auch ultra-lecker! Champignons und Paprika gefüllt mit Frischkäse, künstlerisch geformte Kürbisblumen und getrocknete Tomaten ergänzen Gurkensalat, Fetakäse und Oliven. Mein persönliches kulinarisches Highlight der Vorspeise sind aber definitiv die gebackenen Datteln im Speckmantel!

Mit unserer Gästeführerin Ulla Friede haben wir einen Volltreffer gelandet: Sie ist eine typisch badische Frohnatur und wickelt uns mit ihrer trocken-humorvollen und gleichzeitig ganz quirligen Art sofort um den Finger. Das Tolle: Sie versorgt uns nicht nur mit spannenden Facts aus der Karlsruher Geschichte, sondern hat auch zu jedem Erlebnis eine witzige geschichtliche und sogar persönliche Anekdote aus ihrem eigenen Leben parat. Während der Vorspeise fängt sie schon einmal an zu erzählen, berichtet über Karlsruhe und seine Anfänge – und erklärt uns auch gleich, warum sie selbst nichts isst. „Beim Essen spricht man nicht!“ So sei sie nun mal erzogen worden. Ich bin mir sicher: Der Abend mit Ulla Friede wird ganz bestimmt noch den einen oder anderen Lacher mit sich bringen!

Fürs Erste gesättigt, spazieren wir auf dem Weg zur nächsten Location durch die Karlsruher Innenstadt und erfahren von ihr ziemlich interessante Dinge: Wusstet ihr zum Beispiel, dass sich das erste Mädchengymnasium Deutschlands nur wenige Schritte von der Heiligen Sophie entfernt befand? Oder dass noch bis Ende des 19. Jahrhunderts eine Infanteriekaserne auf dem Stephanplatz stand? Auf dem ersten Teil der Stadtführung lerne und lache ich sehr viel und bei der einsetzenden Abenddämmerung und den vielen tollen Fotomotiven wird mir mal wieder bewusst: Karlsruhe, meine Liebe. Was bist du schön!

Ludwigsplatz und Waldstraße mit Fächerstrahl

Weinbren­ner Brunnen (1824)

Nach rund 45 Minuten laufen wir dann im EigenArt ein, wo unser Hauptgang schon sehnsüchtig darauf wartet, bestaunt, fotografiert und natürlich verzehrt zu werden. Es gibt eine Knusperlandhuhnbrust mit gratinierter Polenta auf Schmortomatenragout, was nicht nur unglaublich lecker klingt, sondern mindestens genauso toll schmeckt. Gemeinsam mit dem passend dazu ausgewählten Wein ist der Hauptgang ein kulinarisches Erlebnis der ganz besonderen Art! Inzwischen bin ich tatsächlich schon ziemlich satt, sodass mir der anschließende zweite Teil der Stadtführung (aka Verdauungsspaziergang à la Ulla Friede) ganz gelegen kommt.

Restaurant EigenArt

Unsere Hauptspeise

Vorbei am Marktplatz, dem Karlsruher Schloss, dem Bundesverfassungsgericht und der Staatlichen Kunsthalle erfahren wir unter anderem Wissenswertes über Karlsruhe als Stadt des Rechts sowie den Architekten Friedrich Weinbrenner, der das Karlsruher Stadtbild mit seinen Bauten ganz maßgeblich geprägt hat. Inzwischen ist es dunkel geworden und ich habe das Gefühl: Heute leuchten die Lichter der Fächerstadt ganz besonders hell.   

Etwas verfroren läuten wir das Grande Finale unserer kulinarischen Tour in der Oberländer Weinstube (die übrigens schon seit 1918 besteht!) ein. Moderne, deutsche Küche in Kombination mit einer heimeligen Wohlfühlatmosphäre überzeugen mich sofort und geht man nach der Mehrheit unserer heutigen Gruppe, ist das Dessert (Passionsfruchtsorbet, weiße Passionsfruchtschokolade, Sesambiskuit und Sesam-Bayrisch Creme) ohnehin der Gewinner des Abends. Ganz besonders schön: Der offizielle Teil des Kulinarischen Stadtrundgangs ist längst vorüber und dennoch sitzen wir alle gemütlich beisammen, erzählen, essen und genießen das Leben. Das ist Karlsruher Lebensart pur.   

Dessert in der Oberländer Weinstube

Schloss Karlsruhe bei Nacht

Mein Fazit

Der Kulinarische Stadtrundgang ist eine tolle Gelegenheit, die Geschichte und die kulinarischen Besonderheiten der Fächerstadt auf eine ganz andere Art und Weise zu entdecken – und zwar nicht nur für Touristen, sondern (vor allem) auch für alteingesessene Karlsruher, die Lust darauf haben, ihre Heimat neu kennen und lieben zu lernen. Zwar sind 84,- Euro ein recht stattlicher Preis, der für die Leistungen jedoch total angemessen ist.

Appetit bekommen? Dann wagt den Versuch und sichert euch einen Platz für einen der nächsten kulinarischen Stadtrundgänge.